Institut für Frische- und
Lebensmittel-Logistik
FriLLog
Komponenten
Transport / Lagerung

Konsequenzen aus der Eigendynamik der Frische-Produkte für Logistik-Dienstleister

Die derzeitige Frische-Logistik wird dominiert durch zentrale Beschaffung und Distribution mit der Konsequenz der Lagerung aus wirtschaftlich-motivierten Gründen auch vor dem Hintergrund großer Transport-Losgrößen. Es muss aber zum Ansatz gemacht werden, dass sich Frische-Logistik an der Eigendynamik der Frische-Produkte zu orientieren hat und die Prozess- und Mengen-Orientierung (große Menge zu niedrigem Preis) kontraproduktiv und damit der falsche Ansatz ist. Es wird verkannt, das Frische-Produkte nicht nur durch den mechanischen Stress des Ein- und Ausladens, sondern auch durch Alterungsprozesse und unverträgliche Lagerung (bestimmte Obst und Gemüsesorten beschleunigen die Alterungs-/Verderb-Prozesse anderer Obst- und Gemüsesorten) erheblich an Qualität einbüßen. Andererseits bedürfen Fleisch, Fisch, (vor allem gefüllte) Backwaren, Milch und Milchprodukte sowie Feinkost einen sorgsam geführten Transport, möglichst ohne Unterbrechung der Kühlkette. An all diesen Stellen entsteht der Abfall.
Wesentliche Gründe sind u.a.:
  • unterschiedliches Alter der Frische-Produkte
  • unverträgliches, gemeinsames Lagern von bestimmten Obst- und Gemüsesorten
  • unverträgliches, gemeinsames Transportieren von bestimmten Obst- und Gemüsesorten
  • mechanischer Stress (Obst und Gemüse)
  • zu hohe Temperaturen
  • Unterbrechungen der Kühlkette
  • mangelnde Luftfeuchtigkeit
  • mangelnde Belüftung zur Senkung der Ethylen-Konzentration bei Transport und Lagerung von Obst und Gemüse
  • mangelnde Lebensmittel-Hygiene und fehlende HACCP-Konzepte bei Transport und Lagerung.
Die täglich verkaufte Menge ist nur ein Teil der im LEH angelieferten Mengen. Die Lagerhaltung im LEH krankt meist an den gleichen Effekten wie bei der zentralistischen Beschaffung (= zu lange Lagerung/Aufbewahrung). Große Transport-Mengen führen auch zu längeren Unterbrechungen in der Kühlkette (aus- und einlagern in LKW bzw. Lager durch den Zeitbedarf der Menge).

Es sind Abfallquoten auf dem Weg vom Erzeuger bis zum Verbraucher ein Bereich von 20-50% zu verzeichnen. Dieser Abfall wird zwar in den Einkaufs- und Verkaufspreis eingerechnet, muss aber im Hinblick auf Prozesskostendenken der gesamten Prozesskette in den Logistikkosten berücksichtigt werden.

Bedarfsorientierte Beschaffung in direktem Weg vom Erzeuger zum LEH führt einerseits zu kleineren Ladungseinheiten, aber damit auch zu kleineren LKWs. Wenn früh am Morgen angeliefert wird, ist die Wirkung der Unterbrechung der Kühlketten beim Ein- und Ausladen nicht so extrem (Produktschonung). Andererseits wird man dann 2-3 Mal pro Woche anliefern, dafür aber weniger Abfall haben. Die Frischequalität der angebotenen Produkte steigt. Dieser Mehrwert (dadurch kann auch Kundenbindung entstehen) und die erhebliche Verringerung des Abfalls wiegt die Transportkosten (Personal, Kraftstoff) wieder auf. Beim Einsatz von umweltfreundlichen Kraftstoffen wäre das sogar umweltverträglich. Die Kühlaggregate in kleinen LKWs müssen über keine so große Leistung verfügen (kurzer Transportweg) wie bei großen Ladungseinheiten, was nochmals zu Einsparungen beim Kraftstoff führen würde.

Dieser Ansatz kann auch auf Fisch, Fleisch, Backwaren (insbesondere mit Füllungen), Milch und Milchprodukte und auf Feinkost angewendet werden, da auch hier der Frische-Aspekt relevant ist.

Bei diversifizierten Ladungseinheiten (z. B. leichtverderbliche und nicht-leicht-verderbliche Ware) muss differenziert werden, weil die Produkte unterschiedliche Transportbedingungen (Temperatur etc.) erfordern.

Man muss also differenzieren in leichtverderbliche (Frische-Produkte) und nicht-leichtverderbliche Ware. Dies differenziert die Ladungszusammensetzung, wobei die leichtverderbliche Ware wie Obst und Gemüse durch Kühlung sowie Belüftung und/oder Schleusentechnik zusätzlich vor Ethylen geschützt werden muss. Fisch und Fleisch, aber auch gefüllte Backwaren, Milch und Milchprodukte und verderbliche Feinkost bedürfen zusätzlicher Aufmerksamkeit hinsichtlich ihrer Kühlung.

Ein weiterer Aspekt ist der stärkere Ausbau der Lebensmittelhygiene für die Transportsysteme, die Läger als auch für die Frische- und Hygiene-Qualifikation der Transportmitarbeiter.

Nur das produkt-bewusste Umgehen führt zur Verringerung von mechanischem und Temperatur-Stress der Frische-Produkte und damit auch zur Hemmung möglicher Kontamination.

Letztlich werden sich die Logistikkosten rechnen lassen u.a. durch
  • Wert des höheren Frischegrades
  • wesentlich geringerer Abfall
  • geringere Transportmengen und damit kürzere Be- und Entladezeiten
  • keine zusätzlichen zentralistischen Lagerkosten
  • geringere Anschaffungskosten durch kleinere LKWs
  • direkte Fahrt vom Erzeuger zum LEH, unter Vermeidung der Fahrten zum und vom Zentrallager zum LEH, weil LEH direkt vom Erzeuger angeliefert wird
  • reduzieren der Verkehrsdichte in Phasen, wo große Ladungseinheiten bewegt werden (bestimmte Wochentage) und Verteilung auf kleine Ladungseinheiten über die gesamte Woche.
Wichtig bei diesem Ansatz ist, dass erkannt wird, dass die Produktorientierung zu anderem Denken und Handeln und damit zu einer anderen und besseren Wirtschaftlichkeit führt. Und die Verderbgeschwindigkeit der Frische-Produkte muss Motor dafür werden.